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1. Geschichte des Mittelalters - S. 143

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 24. Übersicht. §. 25, 1. Der erste Kreuzzug. 143 Dritte Periode des Mittelalters. Dorn Beginn der Areuzzüge bis zu Rudolf von haösöurg 1096—1273. §. 24. (ififusitsit. 1) Die Macht der römischen Kirche über die gesamte abendländische Christenheit zeigt sich in der Abhängigkeit der Fürsten und Völker von Rom, sowie in den Kreuzzügen nach dem Orient zur Befreiung des heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen. 2) Gegen die beginnende Verweltlichung der römischen Kirche werden bereits Bestrebungen laut, welche die Kirche als ketzerische bezeichnete und grausam verfolgte. Es sind die Bewegungen in Italien, welche die Predigten des Arnold von Brescia (1139) hervorriefen, und die Bestrebungen der Waldenser und Albigenser im südlichen Frankreich (1206). 3) Durch die Kreuzzüge wird der Geist des Rittertums ausgebildet und veredelt; die Bildung des Morgenlandes wirkt vorteilhaft auf das Abendland ein. Künste und Wissenschaften heben sich wieder. Der dritte Stand kommt aus. 4) Der Ritterdienst und die Neigung, auf Abenteuer auszuziehen, ist der Entwicklung der Dichtkunst günstig. Der dichterische Geist des 12. und 13. Jahrhunderts bringt herrliche Früchte hervor und schafft großartige Epen und treffliche Minnelieder. 5) Der Kampf der hohenstaufifchen Kaiser mit den lombardischen Städten und dem Papste endete mit dem Untergange des erlauchten Kaiserhauses. §. 25. Die äreujjüge 1096 — 1291. 1. Der erste Kreuzzug 1096 —1099. Seit Helena ihren Sohn Konstantin den Großen zum Bau der herrlichen „Kirche der Auferstehung" in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Vergebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Himmel zu erstehen. Wer eine solche Fahrt unternehmen wollte,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 195

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Das Mönchtum und die römische Kirche. 195 neuen kirchlichen Mönchsverein bilden; als sie aber die Einfalt des apostolischen Lebens erstrebten und den Grundsatz aufstellten, daß das Lehramt nicht Vorrecht der Geistlichkeit sei, sondern auch von Laien verwaltet werden könne, daß das Lesen der heiligen Schrift nicht von der Erlaubnis der Geistlichen abhängig gemacht werden dürfe, daß alles Beichten, aller Ablaß, alles Anrufen der Heiligen, die Verehrung der Reliquien, Messen und Almosen nichtig seien, wenn nicht der lebendige Glaube, wahre Buße und Besserung bei Gott Gnade erwerbe: da wurden sie von den Päpsten und Bischöfen verfolgt und mußten in Gefängnissen und auf Scheiterhaufen ihren Glauben mit ihrem Blute besiegeln. Viele flüchteten sich in die Thäler von Piemont und Savoyen, wo sie kleine Gemeinden mit eigentümlicher Kirchenverfassung und strenger Kirchenzucht gründeten. Diese haben sich trotz aller Verfolgungen und Bedrückungen bis aus unsere Tage erhalten. Petrus Waldus selbst soll von Land zu Land flüchtig geirrt fein und feine Lehre gepredigt haben, bis er um 1197 in Böhmen eine Ruhestätte fand. Die Albigenser. Am härtesten wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Sektierer im südlichen Frankreich verfolgt, welche nach dem Städtchen Alby den Namen Albigenser führen. Als die Bischöfe nämlich der gewaltig wachsenden Sektiererei nicht mehr Einhalt zu thun vermochten, erklärte Innocenz Iii. die Albigenser für ärger als Sarazenen und entbot den Cistereienserorden zu ihrer Bekehrung. Diese Maßregel erwies sich aber als erfolglos. Ebenso wenig vermochte der päpstliche Legat Peter von Castelnau etwas gegen die Feinde der römischen Kirche auszurichten. Als derselbe 1208 von einem Unbekannten ermordet wurde, schoben die Mönche den Verdacht des Mordes aus den Grasen Raimund von Toulouse, welcher die Albigenser auf feinem Gebiete schützte und duldete. Da nahm Jnnoeenz zu einer Gewaltmaßregel feine Zuflucht und ließ durch den Abt Arnold von Eiteaux zur Ausrottung der Ketzer das Kreuz predigen. Versprechungen der Kirche veranlaßten Taufende, gegen diese Ungläubigen, wie der Papst sie bezeichnete, zu ziehen. An der Spitze dieses neuen Kreuzheeres stand der Gras Simon von Montfort, welcher den Krieg mit entsetzlicher Grausamkeit führte. Bei der Erstürmung von Beziers wurden 7000 Menschen in einer Kirche verbrannt und 20 000 erschlagen. Als man den Abt Arnold fragte, wie man unter den Einwohnern die Rechtgläubigen unterscheiden sönne, entgegnete er: „Schlagt nur tot, der Herr kennt die eeinen." Graf Raimund, welcher sich feiner Unterthanen an* nahm, wurde für einen Ketzer erklärt und fein Land dem Grafen

3. Geschichte des Mittelalters - S. 148

1888 - Wiesbaden : Kunze
148 Dritte Periode des Mittelalters. 2. Der zweite Kreuzzug 1147—1149. Unter Fulko (1131—1142), dem vierten christlichen Herrscher in Jerusalem, behnte sich das Reich vom Mittelmeer bis zum Euphrat und zum roten Meere aus. Aber es fehlte dem Königreiche die innere Geschlossenheit und Festigkeit; die christlichen Vasallensürsten lebten in Zwietracht, an den Grenzen lauerten mohammebanifche Feinde, und vom Abenblanbe her ließen die Zuzüge nach. Als auf Fulko bessen minberjähriger Sohn Balbuin Iii. folgte, eroberte der Sultan Zenki von Moful mit seinem Sohne Nurebbin 1147 die Grafschaft Ebeffa roieber , ermorbete die christlichen Bewohner und bebrohte Jerusalem. Auf die Kunbe von biefem Verluste brachte der fromme Abt Bernharb von Clairvaux durch feine feurige Prebigt den zweiten Kreuzzug zustanbe. Ludwig Yi1. von Frankreich, seine Gemahlin Eleonore, sein Bruder, viele Bischöfe, Ritter und Knappen gelobten den Kamps gegen die Ungläubigen aufs neue aufzunehmen. Auch der beutfche Kaiser Konrad Iii. aus dem Haufe der Hohenstaufen ließ sich bewegen, aus Bernharbs Hänben im Dome zu Speier das Kreuz als Panier für den heiligen Krieg zu nehmen; benn Bernharb hatte den bafelbst versammelten Deutschen zugerufen: „Lasset den Wahnsinn des einheimischen Bruberkrieges fahren, barin liegt ewiges Verberben: bort aber bietet der Tod euch das wahre Leben bar!" Im Frühjahr 1147 brach das 70 000 Mann starke beutfche Heer unter Führung Konrabs Iii., dem sich sein Neffe, der nachherige Kaiser Friedrich I. und der alte Wels anschlössen, auf und zog mit den französischen Kreuzfahrern unter Ludwig Vii. durch Ungarn über Konstantinopel nach Kleinasien. Hier trennten sich die Heere, Konrab wählte den kürzeren aber beschwerlicheren Weg durch das Gebiet des Sultans von Jkonium, Ludwig zog mit seinem Heere der Küste entlang. Kaum hatten sich die Deutschen in Bewegung gesetzt, so begannen die Griechen, die schon auf dem ersten Kreuzzuge ihren Glaubensgenossen schlechte Dienste geleistet hatten, ein treuloses Spiel. Sie ließen die Kreuzfahrer nicht in ihre Städte, verweigerten ihnen die Lebensrnittel ober vermischten sie mit gefunbheitswibrigen Stoffen, sodaß Hunger und Krankheit die Reihen der Kreuzfahrer grausam lichteten. Nachbetn das Heer in die Irre geführt war, würde es den Angriffen des Sultans von Jkonium überlassen, der bemselben eine solche Nieberlage bereitete, daß Konrab sich gezwungen sah, den Rückzug anzutreten, auf dem ebenfalls Tausenbe dem Hunger, dem Elenbe und dem Schwert der Feinde erlagen. Konrab

4. Geschichte des Mittelalters - S. 149

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 3. Der dritte Kreuzzug. 149 begab sich krank nach Konstantinopel, der Rest seines Heeres traf auf dem Wege mit Lubwigs Vii. Scharen zusammen, welche die Treulosigkeit der Griechen ebenfalls hatten erfahren müssen, und begab sich mit biesen nach Ant-iochia, wo auch Konrab nach seiner Genesung wieber erschien. In anbetracht der erlittenen Verluste mußte von der Wiebereroberung Ebessas abgesehen werben, es würde bes-halb im Verein mit König Balbuin Iii. von Jerusalem ein Angriff auf Damaskus und Askalon versucht. Aber dieser scheiterte an dem Verrat der syrischen Christen. Nachbem beibe Könige mit dem Rest ihrer Heere Jerusalem besucht hatten, verließen sie, ohne Erfolg erzielt zu haben, mißmutig das Land, in dem foviele Opfer gefallen waren, und kehrten nach Europa zurück. Daheim aber schalt man den Abt von Clairvaux, der das Gelingen des Zugs vorausgesagt hatte, einen falschen Propheten und beschulbigte ihn, er habe das Volk absichtlich ins Verberben geschickt. Allein Bernharb berief sich auf die Unbegreiflichkeit göttlicher Fügungen und erinnerte die Kreuzfahrer an ihre vielfachen Sünben. Mangel an Vorsicht, Übermut und Zügellosigkeit des Kreuzheeres trugen teil an dem Mißlingen des zweiten Kreuzzuges. 3. Der dritte Kreuzzug 1189—1192. Nach dem unglücklichen Ausgang des zweiten Kreuzzuges wuchs die Gefahr für das Königreich Jerusalem, und Balbuin Iii. konnte nur mit Mühe das feste Askalon wieber gewinnen. Währenb Nurebbin seine Macht nach Westen ausbehnte, erlahmte die Wiberstanbskrast der Christen; zwischen den christlichen Fürsten von Antiochia, Tripolis, dem König von Jerusalem und den zum Schutze Palästinas ge-lülbeten geistlichen Drben (§. 30), entftanb Eifersucht und Uneinigkeit, fobctß es zu keinem einheitlichen Hanbeln kam. Die Lage rourbe durch den Sultan Saladin von Ägypten noch verschlimmert. Dieser hatte in Nurebbins Diensten ein Heer nach Ägypten geführt, war bafelbst Statthalter geworben und hatte sich nach Nurebbins Tod zum selbstanbigen Beherrscher Ägyptens gemacht. Salabin war ein tapferer, gerechter und mertfchertfreunbücher Türke aus dem Stamme der Kurben. Er nahm Syrien in Besitz, behnte seine Macht bis zum Tigris aus und richtete dann seine Angriffe auf Palästina. Nach langen Kämpfen mit dem König von Jerusalem schloß er enblich einen Waffenstillstanb mit bemselben. Dieser rourbe aber durch den Ritter Rainalb von Chatillon baburch gebrochen, daß er

5. Geschichte des Mittelalters - S. 158

1888 - Wiesbaden : Kunze
158 Dritte Periode des Mittelalters. führten dem Abenblanb die Schätze des Morgenlanbes zu; Venebig würde durch feine Kolonieen im Osten (§. 25, 4) die Hauptvermittlerin zwischen Europa, Asien und Afrika und die Grünberin neuer Hanbels-straßen. Die Wissens chaften und Künste empfingen Anregung: die geographischen und naturwissenschaftlichen Kennt-nisse mehrten sich, die klassische Litteratur sanb in Italien eine Stätte, in Deutschland entwickelte sich die erste Blütezeit der deutschen Litteratur (§. 31). Durch die Kreuzzüge hob sich, namentlich in Frankreich, auch das Ansehen und die Macht der Könige. Viele Ritter kehrten nicht roieber heim, und ihre Lehnsbesitzungen fielen an den König zurück, der auf biefe Weise in den Besitz ausgebehnter Domänen gelangte. Die Kreuzzüge finb das Helb en -zeitalter des Ritter stanb es. Sie entrissen benselben der Ver-wilberung und steckten ihm, besonbers in den brei, roährenb der Kreuzzüge gestifteten Ritterorben (§. 30) durch den Kampf gegen die Feinde des Christentums ein höheres Thatenziel. Nach den Kreuzzügen verminberte sich die Leibeigenschaft, und es entwickelte sich allmählich der sogenannte britte Stanb der Bürger und Bauern, auf welchem das Wohl der Staaten beruht. Die Ritter mußten, um die zu einem Kriegszuge erforberlichen Gelber aufzubringen, Güter, Rechte und Freiheit ihren Unterthanen verkaufen. Viele Bürger und Leibeigne ertrotzten sich feitbem von dem schwächer geworbenen Herren-stanb, was ihnen das Recht versagte. Besonbers waren es die auf = Mühenben Städte, welche dem Abel Gewalt entgegen zu setzen wagten und ihn an Macht und Ansehen balb überflügelten. Wäh-renb der Kreuzzüge mehren sich auch die Besitztümer der Kirche im Abenblanbe infolge von Schenkungen, Käufen und Vermächtnissen außerorbentlich, und die Kirche erreichte unter Innocenz Iii. (§. 29) den Gipfelpunkt ihrer Macht. §. 26. £ofliac uen Sachsen 1125 —1137. Heinrich V. hatte feine Neffen Konrab von Franken und Friedrich von Hohenstaufen zu Erben feiner Güter eingesetzt und den letzteren den Fürsten zu feinem Nachfolger empfohlen. Als er aber gestorben war, versammelten sich die deutschen Fürsten aus Sachsen, Franken, Schwaben und Bayern mit ihrem Gefolge, an 60 000 Mann, auf beiben Seiten des Rheins bei Mainz, um von ihrem Wahlrechte Gebrauch zu machen und einen neuen König zu wählen. Als die tvürbigsten würden die Herzoge Friedrich von Schwaben, Lothar von Sachsen und Markgraf

6. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 248

1888 - Wiesbaden : Kunze
248 Vierte Periode des Mittelalters. die Stadt Tabor, der Hauptsitz der Husiten, entstand. Damit begann der Husitenkrieg, der Böhmen und die Nachbarländer 17 Jahre lang grausam verheerte. Die Husiten zogen 1419 nach Prag und verlangten die Los-lassung einiger Gefangenen; doch sie wurden abgewiesen, und ein Steinwurf vom Rathause herab traf ihren Priester. Da drang Ziska in das Rathaus ein und warf den Bürgermeister samt 12 Räten aus den Fenstern in die Schwerter und Spieße der bewaffneten Menge. König Wenzel wurde darüber vor Schrecken vom Schlage gerührt und starb (1419). Als die Husiten nun seinen Bruder Sigismund nicht als König von Böhmen anerkennen wollten, beschloß dieser, mit unerbittlicher Strenge gegen die Aufrührer zu verfahren. Er erschien mit einem 100 000 Mann starken Kreuzheere, wurde aber aus dem Lande vertrieben; ein zweiter Zug, auf welchem er 1422 bei Deutsch-Brod geschlagen wurde, endete ebenso unglücklich; nicht besser erging es noch mehreren andern. Da traten unter den Husiten selbst Spaltungen hervor. Die Gemäßigteren wünschten den Frieden und begnügten sich damit, daß in der Landessprache gepredigt, eine strengere Kirchenzucht eingeführt und ihnen der Kelch beim Abendmahl zugestanden werden sollte, weshalb sie auch Kelchner oder Kalixtiner hießen. Ihre Gegner, die Taboriten, wollten jedoch nur das gelten lassen, was unmittelbar aus der heiligen Schrift abgeleitet werden könne. Ziska stand an der Spitze der Taboriten und wütete jetzt auch gegen die böhmischen Städte, welche nicht zu ihm hielten, mit derselben Grausamkeit wie gegen die rechtmäßigen Katholiken. Als er durch einen Pseilschuß sein zweites Auge verlor, ließ er sich auf einem Karren in die Schlachten fahren, ordnete das Heer und feuerte feine Krieger an. 1424 starb er bei der Belagerung einer böhmischen Stadt an der Pest. Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Husiten noch entschiebener hervor. Ein Teil der Taboriten wählte jetzt Prokopius den Großen zum Führer; ein anberer bagegen hielt keinen für würbig Ziskas Nachfolger zu werben, btefe nannten sich beshalb „die Waisen" und wählten einen Kriegsrat, in welchem jeboch meistenteils Prokopius der Kleine, wie er der Bnterscheibung wegen genannt würde, die Leitung hatte. Neben ihnen bestauben noch die Horebiten, nach einem Berge Horeb so genannt. Trotz biefer Spaltungen siegten die Husiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht weiter um sich greifen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die Grenzen Böhmens hinaus. Plünbernb und morbenb brangen sie bis Dresben, Naum-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 250

1888 - Wiesbaden : Kunze
250 Vierte Periode des Mittelalters. und die Prager einigten sich 1436 mit dem Kaiser durch den Vertrag von Jglau und erkannten Sigismund als König an. Nach hartnäckiger Verteidigung wurde Rohatz in seiner Burg zur Übergabe gezwungen und erlitt mit 63 Husiten zu Prag den Tod. Sigismunds Schwiegersohn und Nachfolger Albrecht von Östreich wollte nicht einmal die Kalixtiner dulden. Es kam daher abermals zum Kriege. Die Böhmen kämpften jedoch in demselben mit Glück und wählten nach Albrechts frühem Tode einen einheimischen kalix-tinischen König in der Person des Georg Podiebrad. Nach dessen Tode verloren die Kalixtiner immer mehr Boden, und im 16. Jahrhundert verschwanden sie ganz. Dafür bildete sich allmählich die böhmische Brüdergemeinde nach dem Muster der apostolischen Einfachheit mit einer strengen Kirchenzucht. Durch ihr frommes, thätiges und geräuschloses Leben fand diese viele Anhänger, sie bestand Verfolgungen, erstarkte wieder und hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, obwohl ein großer Teil der böhmischen Brüder 1722 zu der Herrnhuterg emeind e des Grafen Zinzendorf übertrat. Während des Baseler Konzils unternahm Sigismund einen Römer zug (1431—1433), auf welchem er die lombardische und römische Krone empfing. Als er sah, daß alle Reformversuche ohne Ergebnis blieben, überließ er das Reich feiner trostlosen Lage und widmete sich ganz seinen Erbländern. Da er keinen Sohn hatte, so war sein Bemühen darauf gerichtet, feinem Schwiegersohn, dem Habsburger Albrecht von Östreich, der mit feiner einzigen Tochter Elisabeth vermählt war, nicht nur die luxemburgische Hausmacht, sondern auch die Krone des Reiches zuzuwenden. Mit Sigismund starb das Haus der Luxemburger 1437 aus. §. 38. 2)ie äaifei' aus (fern ftaßsgurgifdieii laufe. 1. Albrecht Ii. 1438 — 1439. Nach dem Tode Sigismunds waren alle Kurfürsten der Anficht, daß dem Reiche ein mächtiger Kaiser notthue, daher wurde Sigismunds Schwiegersohn Albrecht von Ostreich einstimmig gewählt, und seitdem ist die Krone bis zu ihrem Erlöschen 1806 beim Hause Östreich geblieben. Albrecht, zugleich König in Böhmen und Ungarn, hatte eine treffliche Erziehung erhalten und war ein edler, gebildeter und tapferer Herr. Leider war feine Regierung die

9. Geschichte des Mittelalters - S. 318

1888 - Wiesbaden : Kunze
318 Zeittafel. Zweite und dritte Periode. 1039 Auf Konrad Ii. folgt Heinrich Iii. 1041 Eduard Hi. der Bekenner besteigt den englischen Thron. 1056 Heinrich Iv. erhält die deutsche Krone- 1059 Der Papst gründet das Kardinalkollegium. 1066 Wilhelm der Eroberer siegt bei Hastings und erhält die englische Krone. 1073 Hildebrand wird unter dem Namen Gregor Vii. Papst. 1076 Die Seldschuckeu erobern Palästina. Dritte Periode 1096—1273. Vom Beginn der Kreuzzüge bis zu Rudolf von Habsburg. 1077 Demütigung Heinrichs Iv. durch Gregor Vii. zu Canossa. 1080 Rudolf von Schwaben fällt durch Gottfried von Bouillon bei Grona. 1085 Gregor Vh. stirbt in Salerno. 1096 Gottfried von Bouillon leitet den ersten Kreuzzug. Peter von Amiens. 1099 Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer. 1106 Kaiser Heinrich Iv. stirbt in Lüttich. 1125 Das fränkische Kaiserhaus erlischt mit Heinrich V., welchem der Sachsenherzog Lothar folgt. 1138 Mit Konrad Iii. beginnt das hohenstaufifche oder schwäbische Kaiserhaus. 1144 Arnold von Brescia predigt wider das Papsttum und wird 1155 verbrannt. 1147 Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich unternehmen den zweiten Kreuzzug. Bernhard von Clairvaux. 1152 Friedrich I. Barbarossa folgt seinem Oheim in der Regierung. 1162 Mailand wird von Friedrich Barbarossa zerstört. 1170 Petrus Waldus stiftet die Sekte der Waldenser. 1176 Niederlage Barbarossas bei Legnano. Heinrich der Löwe. 1183 Friede zu Konstanz. 1189 Der dritte Kreuzzug. Friedrich Barbarossa, Philipp August von Frankreich, Richard Löwenherz von England. Wilhelm von Tyrus. Der.deutsche Orden. 1197 Heinrich Vi. stirbt zu Messina. Philipp von Schwaben und Otto Iv. 1198 Innocenz Iii. wird Papst. 1202 Der vierte Kreuzzug. 1204 Gründung des lateinischen Kaisertums. 1208 Kreuzzug wider die Albigenser. Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach. 1212 Der unglückliche Kinderkreuzzug. 1215 Friedrich Ii. wird Kaiser. Johann ohne Land giebt den großen Freiheitsbrief.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Das Mönchtum und die römische Kirche. 193 Mönchsorden. Die Mönche, welche nach der Regel Benedikts von Nursia lebten, hießen Benediktiner. Als ihnen Verweltlichung drohte, wurde eine Reform des Klosterwesens angestrebt. Mehrere Äbte des Klosters Clugny in Burgund verschärften im 10. Jahrhundert die Regeln und stifteten den Orden der Clunia-censer, welcher im 12. Jahrhundert über 2000 Klöster und große Reichtümer besaß. Noch größere Strenge waltete in dem im 11. Jahrhundert von dem Benediktiner Robert aus der Champagne zu Ci-teaux bei Dijon gegründeten Cisterzienserorden, der die schwarze Benediktinerkutte mit einem weißen Ordensgewande vertauschte, durch seine Sitteneinfalt hohes Ansehen gewann und Bernhard von Clairvaux zu seinen Zierden zählte. Kurze Zeit nach diesem entstand zu Premontre bei Laon der Pr ämonstratenserorden, den ein vornehmer Deutscher namens Norbert gründete. Die strengsten Regeln führte der Karthäuserorden ein, den der Rektor der Domschule zu Rheims, Bruno von Köln, in einer wilden Gebirgskluft bei Grenoble, la Chartreuse genannt, 1084 stiftete. Die Kleidung desselben bestand aus einem rauhen, härenen Gewände, die Bedeckung des Kopfes und der Füße dagegen war untersagt. Die Ordensglieder mußten wöchentlich dreimal fasten und genossen in den 7 heiligen Wochen nur Wasser und Brot. Die gottesdienstlichen Übungen wurden weder bei Tag noch bei Nacht unterbrochen, Einsamkeit, beständiges Schweigen und scharfe Geißelungen erhöhten die strenge Lebensweise. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts faßten zwei Männer den Entschluß, die Idee der Entsagung in ihrer ganzen Strenge wieder herzustellen und wurden dadurch Stifter der Bettelorden. Franz von Assisi (1182—1226), der Sohn eines reichen Kaufmannes in Assisi bei Perugia, entsagte seinen Gütern, vertauschte 1208 seine reiche Kleidung mit einem groben grauen Rock nebst Kapuze, legte einen Strick um die Lenden und trat als Bußprediger auf. Sein Beispiel spornte andere zur Nacheiferung an. Ohne Geld zogen seine Jünger von Ort zu Ort, predigten, fasteten, beteten, geißelten sich und fristeten ihr Leben von Almosen. Allein Jnnoeenz Iii. mißbilligte dieses gänzliche Entsagen alles Besitzes und erteilte erst nach längerem Zögern mündlich die Bestätigung des Ordens. Die Franziskaner teilen sich wieder in mehrere Zweige, in Barfüßer, Kapuziner, Spiritualen rc. Fast zu gleicher Zeit entstanden die Dominikaner. Ein spanischer Chorherr, Dominikus Guzman (1170 —1221), hatte die Verirrung der Albigenser kennen gelernt und suchte in heiligem Eifer die unglücklichen Ketzer von ihren Irrtümern zu befreien. Deshalb stiftete er 1215 den Orden Cassians Weltgeschichte, n. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 13
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